2 Power(puli)mädels beim Eignungstest für Besuchshunde



Ich hatte mich ja schon in ÖSterreich für die Arbeit des TAT ( Tiere als Therapie ) interessiert, hatte aber nie die Zeit, um dort mit meinen Hunden tätig zu werden. Doch nun stieß ich auf eine Annonce des Vereins "Leben mit Tieren e.V.", in der dieser Verein nach Mensch-Hund-Teams für Besuchsdienste in verschiedenen sozialen Institutionen suchte.

Erst dachte ich dabei an unsere fast 12jährige Easy, die bisher auch den ängstlichsten Besucher dazu gebracht hat, mit ihr zu kuscheln und die seit ihrer Kreuzband-OP nach einem Kreuzbandriss im Frühsommer kein Agility mehr macht. Aber da auch Bizzy stets um Aufgaben "bettelt", entschloss ich mich, beide Hündinnen zum Eignungstest anzumelden.

Wie dieser abläuft, wurde uns beim vorangegangenen Infoabend erklärt. Mir imponierte sehr, wie professionell dieser Test durchgeführt wird. Der Test wird durchgeführt von einem 5köpfigen Team, bestehend aus einer hauptamtlichen Mitarbeiterin des Vereins ( Sozialpädagogin ), einer Tierärztin, die auf Verhaltenskunde spezialisiert ist und 3 erfahrenen ehrenamtlichen Helfern. Der Test wird mit einer Videokamera dokumentiert und ein mehrseitiges Protokoll geführt.
Schon bei der Anmeldung zum Eignungstest musste man für jeden Hund einen mehrseitigen Fragebogen ausfüllen, in dem man angab, woher der Hund stammt, wie lange man ihn hat, wie er lebt und welche Erfahrungen/Erkrankungen/Ängste er hat.

Der Test besteht aus drei Teilen:

Im ersten Teil wird erst einmal geschaut, wie kontaktfreudig der Hund ist, ob er selber den Kontakt zu fremden Menschen herstellt, sich anfassen lässt und ob er Grundkommandos beherrscht ( Sitz, Platz, Bleib und Abrufen )und diese auch auf Ansage eines Fremden ausführt. Die Frustrationstoleranz wurde zum Beispiel ausgetestet, indem dem Hund mehrere Leckerli zugesteckt wurden, dann aber die Hand geschlossen blieb. Wie reagiert ein Hund darauf?

Im zweiten Teil wird es dann schon ein wenig unangenehmer für den Hund. Er wird von ihm unbekannten Menschen hochgehoben, einem Fremden auf den Schoss gesetzt und Körperbegrenzung ausgeübt. Das heißt, er wird eng umfasst, an ihn wurde von oben herangetreten, die Pfote wurde festgehalten, er wurde in Seitlage liegend ein wenig bedrängt etc.

Im dritten Teil werden die Hunde schon mit recht extremen Situationen konfrontiert, die aber auch beim normalen Besuchsdienst passieren können: ein Mann torkelt unbeholfen polternd in den Raum, geht mit Krücke und rollt mit einem Rollstuhl auf den Hund zu. Der "unbeholfene" Mann fällt in der Nähe des Hundes plump zu Boden und benötigt die Hilfe des Hundeführers beim Aufstehen. Und als Krönung springt dieser Mann dann noch auf, schreit aggressiv herum und rempelt den Hundeführer an.

Meine Pulis sind natürlich - pulitypisch - auch ein wenig zurückhaltend, wenn sich fremde Menschen ihnen nähern und sie auf den Arm nehmen. Aber man darf die Hunde ja bestätigen, ihnen Leckerlis geben und darf jederzeit einen Test abbrechen.
Die unbeholfenen Bewegungen in Teil 3 waren weniger belastend, da unsere Pulis ja mit wilden Jungs und deren Fahrzeugen aufgewachsen sind.:-) Etwas ratlos waren Easy und Bizzy natürlich bei dem verbalen und tätlichen Angriff am Ende.
Aber sie haben zu keinem Moment überreagiert, haben sich immer bei mir rückversichert, dass das alles ok ist und blieben cool. Es war für mich ein tolles Erlebnis zu sehen, wie sehr ich meinen Hunden vertrauen kann, weil sie mir vertrauen. 

Das Prüfungsteam war von Anfang an sehr angetan von meinen Pulidamen, von ihrem Äußeren und ihrer Kontaktfreudigkeit.
Sie hatten vorher noch nie einen Puli live erlebt und stellten natürlich auch die üblichen Fragen bezüglich Haarpflege etc. Bizzy war natürlich wie immer super-charmant, wartete stets auf die nächste Aufgabe, schüttelte sich nach den kniffligeren Aufgaben ( genauso wie es ihr Papa Tracks auch immer macht ) und zeigte immer in richtigen Moment ihre "Pausenclown-Posen". - Wer sie schon live erlebt hat, weiß was ich meine ;-)

Als Easy als Zweite drankam, lief der Test anders ab. Es wurde nicht - wie bei Bizzy - jeder "Programmpunkt" einzeln getestet und erklärt, sondern teilweise mehrere Situationen in schneller Abfolge hintereinander durchprobiert.
Da rangelten zwei "demenzkranke Damen" ( die Ehrenamtlichen waren auch gute Schauspieler ) darum, gleichzeitig Easy streicheln und auf den Schoß nehmen zu dürfen und auch der polternde Mann kam in dieser Situation dazu.
Da Leckerli im Spiel waren, konnte Easy fast nichts schocken und ihr unerschütterliches Menschenvertrauen half ihr sehr.
Auch wurde ICH bei diesem zweiten Test viel mehr mit einbezogen, musste in den Situationen auch in Dialog treten mit den "Patienten". Das war für mich eigentlich einfacher, weil ich nicht in eine passiv-beobachtende Rolle gedrängt wurde, sondern selber reagieren konnte.
Bei der Abschlussbesprechung wurde mir dann verraten, dass ich an diesem Tag das "Versuchskaninchen" war für diese andere Art von Testverfahren.

Es war ein super-interessanter Nachmittag für mich ( der Test der beiden Hündinnen dauerte mit Abschlussbesprechung insgesamt 2 Stunden! ) und ich war überglücklich, dass alle begeistert waren von meinen Hunden, wir "mit ins Boot" genommen wurden und nach einer Schulung demnächst Besuchsdienste in Altersheimen und ähnlichen Instiutionen machen dürfen. Ich freue mich sehr darauf! 

So ganz neu ist mir das alles ja nicht. Ich habe ja schon in meiner Zeit in Hohenrode Erfahrungen mit Menschen mit Handicap machen dürfen - damals noch mit Pferden.
Und auch in meinem österreichischen Hundeverein kam ab und zu eine Gruppe der Lebenshilfe zu Besuch und machte einen Mensch-Hund-Vormittag mit uns.
Ich weiß, dass so eine Arbeit nicht immer nur nett und lustig ist, aber es ist so schön zu sehen, wie Menschen auf die Hunde reagieren. Vor allem bekommt man nochmal einen ganz anderen Blick auf sein eigenes Leben, wenn man so etwas macht.

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